|
Scheitel im Land, die Kruste bricht
Rolf Birkholz
Schön, da blüht ja Schlagrahm am Kirschbaum. "Aber die Tage schmecken nicht süß, sie krähen // wie Hähne." Und schon wird mit Messern "auf dem Küchenklavier" geklimpert, werden Hühnerhälse getrennt. "Pianoforte" wirft einen zeitgemäßen Blick aufs Landleben, anziehend, ohne zu verklären. Das gilt auch für die anderen Gedichte in dem Band Die Luft trägt Blau, mit dem Eline Menke ihr lyrisches Debüt vorlegt.
Während einer Ballonfahrt wird das Ohr "an die Wundertüte / des Windes" gelegt. Auch sonst ist diese Lyrik der in Rheda-Wiedenbrück lebenden Autorin oft winddurchweht, luftig, lädt mit Leichtigkeit zum gedanklichen Schweben ein, ohne zum leichtfertigen Abheben etwa ins Idyllische zu verführen. So viel Bodenständigkeit muss sein.
Auch dafür steht der Wind. Er "zähmt die Meute / meiner Gedanken". Und mit dem Kantenschneider wird der "Wildwuchs / der Einfälle" in Schach gehalten. Gleichwohl ist Eline Menke einfallsreich genug. Auch und gerade, wenn im "Landsommer, sonntags" einmal "Die Luft hält / die Luft an", ist die Poetin weiter gut bei Puste.
Sie lässt Pflanzen sprechen, vernehmlich still sein ("Das Schweigen / des Weizens / wird lauter") oder auch handeln. Sie blickt auf den traditionellen "Erntedank" ("Das Dorf ballt / seine Stimme zur Faust"), ohne die "Klimalotterie" zu übersehen. "Bis in die Mundwinkel / sind die Weiden gemäht" beginnt die "Ostwestfälische Parade". Im "Westfalenherbst" zieht der Pflug "Scheitel ins Land". Sie erinnert sich, wie "Die Jugendträume / schleudern aus / der Kurve / einer Dorfstraße" ("Himmelland") und misst auch "das innere Dorf" aus.
Eline Menkes Gedichte sind meistens kurz, wenn auch nicht so knapp gehalten wie der "Morgenschwatz": "Wir schweigen / Löcher ins Brot / bis die Kruste bricht." Landlyrik im besten Sinne. Die "Tennen-Philosophie" endet auf Platt: "Mir scheint / ick senn / up'n rechten Schlür." (ich bin / auf dem richtigen Weg.) So ist es. |
Aktuelles
