Bangemachen gilt
Rolf Birkholz
Spannend geht es los in Ursula Maria Wartmanns Gedichtband Gegen acht im Park. Mit einem Fahndungsplakat wird auf einer spanischen Insel nach einem Mörder gesucht ("Asesino"), ein Brand bricht aus, die Menschen sind nun selber auf der Flucht. Von einem anderen Feuer postet der Brandstifter die lodernden Flammen. Eine Fliegerbombe wird entschärft ("Sondererlaubnis"). In "Marriott. Notstrom" läuft der "Kongress der schwarzen Frauen", doch ist "vor / dem Marriott auf der Verkehrsinsel das / Camp der Weißen Gerechten. Gewehre".
Dabei pflegt die 1953 geborene Autorin keinen Alarm-Stil des Ausrufezeichens. Das "Bangemachen gilt / bald brennen wir auch drängt Rauch / durch Kamine" in "Der große Brand" kommt fast nebenbei daher. Ursula Maria Wartmann schreibt in ihrem ersten Lyrikband, der Prosa-Erfahrung erkennen lässt, eher zeilenspringend zupackend. Es handelt sich weniger um Spektakuläres als um Zeichenhaftes und das innere Erleben.
Apokalyptisch geht es in "Dammbruch" zu, dystopisch in "Mutter Erde". Die drohende persönliche Offenbarung in Krankheit und Tod ("Zuletzt sind wir alle im Licht") wird wiederholt thematisiert. Aber auch unbeschwerte Verse wie "Natürlich ist das Glück" ziehen sich durch diesen Band. Dazu Beziehungsbeobachtungen sowie See- und speziell Strandstücke.
Eher idyllische, wenngleich von harter Arbeit zeugende Landschaftsbilder des niederländischen Genre-Malers Willem Pieterszoon Buytewech (1591-1624) illustrieren dieses angenehm gestaltete Buch. Doch dessen Titel inmitten eines dieser Bilder auf dem Cover könnte auf die falsche Fährte führen. Denn das Titelgedicht "Gegen acht im Park" handelt vom Aufbegehren einer Dreizehnjährigen ("ihre Wut wächst so mächtig wie / all die Wut der vielen"). So sind auch die Gedichte dieses Bandes literarisch gut verpackt. Lesend öffnen sich die meisten leicht, wenn auch bei einigen ein Bändchen zu lösen ist. Ein packendes Debüt. |