Am Erker 69

 

 
Texte
Am Erker 69, Münster, Juni 2015
 

Mario Wurmitzer
Eine Trennung

Elise und ich warfen Kissen vom Balkon, so wie wir es jeden Dienstagmorgen zu tun pflegten. Dann gingen wtir in die Bank, um nach Geld zu fragen. Ein Wachmann begleitete uns hinaus, er roch nach Minzbonbons. Wir machten uns auf den Weg zum Zoo, wo wir ins Nashorngehege zu klettern versuchten. Danach demolierten wir siebzehn dunkelgraue Autos. Als wir wieder zu Hause waren, kam jemand und verhaftete uns. Wir nickten uns ein letztes Mal zu. Man händigte mir Eiaufstrich aus, ohne mir weitere Anweisungen zu erteilen. Ich bedeckte meine Haut damit, so gut ich konnte. Als die Gefängniswärter sahen, was ich getan hatte, ließen sie mich gehen. Ich freute mich, denn Freiheit war mir wichtig. Doch ich war auch traurig, weil Elise und ich getrennt worden waren. Ich wartete lange auf sie, ehe ich in den Zoo ging und ins Nashorngehege kletterte, was mir allein überhaupt keinen Spaß machte.