Am Erker 60

John Mateer: Ex-White

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Sisyphus Verlag
John Mateer

 
Rezensionen
John Mateer: Ex-White / Einmal weiß
 

Zwischen Stillstand und Bewegung
Marius Hulpe

Einen durch und durch kosmopolitischen Gedichtband legt der Südafrikaner John Mateer mit Einmal weiß vor. Ohne konstruierten Standpunkt, aber immer mit der größtmöglichen Freiheit, mit dem Blick des Unterwegsseins, scannt er die Welt vor und nach der Apartheid ab, schlägt Wellen im postmetaphysischen Diskurs über das Buschhochland, modernisiert wie nebenbei den Liebesbrief mit Hilfe des Gedichts und greift nach Lianen in Ethekeni, während er über seine Traumform von Europa sinniert. Die Meditation über den "Fremdenführer" zeigt aber genauso, dass sich hier niemand zwanghaft im vermeintlich Reichhaltigen suhlt, sondern in den Gedichten gezielt nach der Kehrseite der politischen Aufgeladenheit, nach "Stille", einem "Berg" oder schlichtweg "einer Stadt in Afrika" fragt.
Dieser Dichter ist einer, der weit gereist ist, der sich auskennt, ob nun in den heimischen Breitengraden oder im fernen Australien. Und erst recht der Westen entlockt ihm manche stille und grellpoetische Meditation über den Naturzustand des Menschen, denn alles, was er vorfindet, wird zurückgeblendet auf die ursprünglichsten Fragen, und im Süden Afrikas heißt das zuerst und vor allem auf dieFragen ums Überleben.
John Mateer ist der lebende Beweis dafür, dass es keiner normierten formalistischen Europäisierungen der Lyrik bedarf, keines Sprechens auf Höhe seiner Zeit, wenn denn der Dichter nur bereit ist, sich tatsächlich, in all seiner Verletzlichkeit, auf die Stoffe einzulassen. Dann erst entsteht etwas Großartiges wie hier.

 

John Mateer: Ex-White / Einmal weiß. Gedichte. Aus dem Englischen von Ludwig Roman Fleischer. 176 Seiten. Sisyphus. Klagenfurt 2009. € 14,00.