Auffrischendes Raunen
Rolf Birkholz
Der Titel des Gedichtbandes Ausflüge von Johannes Balve wirkt wie leichthin gegeben, allgemein und vielsagend zugleich, lakonisch. Er weckt Neugier ohne Ausrufezeichen. So nimmt der Autor in zehn Kapiteln mit zu unterschiedlichsten Erkundungen und Wahrnehmungen etwa in "Ruinen", in "Zwischenwelt" und "Unterwelt", lässt "Stadtgesichter" oder "Einsame Einzeller" betrachten, meist eher skeptisch.
Überall bezieht das Ausflügler-Ich, "eingepflanzt / in meine Zeit", die Zeit mit ein. "Fangen wir den Moment ein, / ohne ihn festhalten zu wollen, denn / wir sind Zeitreisende in Gelassenheit." Es fährt auf Sicht, verschließt die Augen nicht vor unangenehmen Erkenntnissen. Angesichts eines "einsamen Einzellers" schwant ihm: "Auch wir gehen rückwärts. / Die Evolution ist / keine Einbahnstraße."
In der Stadt ("Nicht flieht die Straßenflucht") führt der Weg nach Hause, "zur blauen Blume, ganz Kristall. / Es glänzt die Brosche, / verschlossen in Arkaden." Arkadien klingt mit.
Es sind solche kleinen, manchmal versteckten Hinweise in den meist kurzen, konzentrierten Gedichten (darunter etliche Haiku) des aus Düsseldorf stammenden Autors, die den Leser gut bei der Stange halten. "In memoriam" widmet Balve sich Friedrich Hölderlin, Andreas Gryphius, Clemens von Brentano und Gottfried Benn.
Im Abschnitt "Lost in Time" sind die Stunden verschwunden ("Es waren nur Sekunden, / wir haben uns gefunden."), und schon ("Du musstest wieder fahrn") ticken wieder stundenlang Sekunden. Das vorletzte Haiku fasst die Ausflugserlebnisse auf seine Art zusammen. "Zurück tritt die Zeit / im Verblassen der Worte. / Herüber raunt es." Aber es raunt eben, das frischt wieder auf. |