Gespenster
Lukas Lyngsberg
Latte hat massive Eingliederungs-Probleme. Zwei
Jahre in Freiheit, aber er findet sich noch immer nicht zurecht.
Ein Beispiel: Der redliche Kleinkriminelle unseres Eifelkaffs
Hilberath wollte einen Plus-Markt in Bad Neuenahr überfallen,
doch kannte er die verlängerten Öffnungszeiten nicht.
Statt den Marktleiter allein bei der Abrechnung zu überrumpeln,
fand er im Einkaufstrubel um neunzehn Uhr lange keinen Parkplatz.
In seiner Verzweiflung klaute er - pleite wie immer - ein Sechserpack
Pils in Plastikflaschen sowie ein Paket Kinderriegel. Er erzählte
mir diesen Teilerfolg, während er in meinem ungefragt entliehenen
Opel Corsa die Serpentinen aus dem Ahr-Tal hinauf gen Hilberath
kachelte. Ich war froh über solch simple kriminelle Ablenkung,
schleppte ich mich doch gerade durch Das falsche Rot der Rose der überspannten Kaffeesatzleser Jens Johler und Christian
Stahl. Ein kleiner Nachzügler aus der Schule der 9-11-Verschwörungsmystik,
die jeden getrockneten Taubenschiss im 48. Stock des World Trade
Center - linker Turm, drittes Fenster - als Zielmarkierung entlarvt,
die von CIA-Schergen in Flugzeugen anvisiert wurde. Thema dieser
verspäteten, pseudowissenschaftlichen Ideensammlung: Der
US-Geheimdienst als Grund allen Übels, Mordens und Elends
auf der Welt. Da legte ich mich lieber telefonisch mit Latte in
die Kurven. Das war echte Spannung. Lattes Gurgeln, als er mit
einer Hand die Bierflasche an die Lippen hielt, mit der anderen
das Handy ans Ohr und mit der dritten
- keine Sorge, der
Baum kommt durch. Der Wagen ist Schrott. Latte ist wohlauf. Auffällig
nur, dass es an einer Buche passierte. Und die Räder des
Unfallfahrzeugs: Vier waren es, an jeder Ecke eins. Die Beweislast
ist erdrückend - es waren die Lümmel von der CIA. Mit
Hilfe kinetisch-präzellularer Enzyme. Oregano ist auch darin
verwickelt. Ich muss Schluss machen, mir fällt gerade die
Handlung eines tollen Thrillers ein.
|