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Heike Geißler

 
Rezensionen

Heike Geißler: Rosa
 

Was Rosa tut und macht
Andreas Reikowski

Rosa ist eine junge Mutter, die in einer nachgeburtlichen Depression die Nerven verloren hat und nun ohne Kind und Mann flieht. Sie landet zunächst in Berlin, wo sie sich mit Kellnern durchbringt und in einer fremden Wohnung unterkommt, später gelangt sie bis nach New York. Auch dort simuliert sie eine Freiheit, die sie verloren hat, und auch dort holt sie ihre Vergangenheit immer wieder ein. Am Ende schlägt ihr das Gewissen, und sie ruft den in Leipzig verbliebenen Vater des Kindes an, und wie es dann ausgeht, bleibt offen.
Das könnte ein schöner runder Roman sein. Was immer man aber von Rosas Tun und Denken erfährt: Nie steht die Heldin selbst vor einem. Sie bleibt hohl, weil sie keinen Schritt ohne das erläuternde Geplapper der altklugen Erzählerin tun und keinen klaren Gedanken fassen kann. Die Heldin wird nicht durch Handeln charakterisiert, sondern durch fortwährende Analyse über Gebühr psychologisiert - und das leider ganz ernsthaft.
Wo es nur um das hübsche Nacheinander des Wo und Was von Rosas Tun geht, ist das noch halbwegs erträglich und eben nur ungeschickt erzählt. Wo es zum Ende hin aber um die Auflösung geht und sich der Wendepunkt in Rosas Leben in Form einer unbekannten Autofahrerin verkörpert, die Rosa aufgabelt und am Selbstmord hindert, stößt diese Erzählweise schmerzhaft an Grenzen: "Rosa muß die Mauer überwinden, hinter der ihr Leben wartet. Die Mauer zu überwinden bedeutet, sich einzugestehen, was geschah. Das Eingestehen bedeutet Konsequenz und nicht so zu tun, als wäre mit dem Erzählen alles schon ins Reine gebracht."
Ja, wenn das denn alles wenigstens erzählt und nicht bloß grob umrissen wäre ...

 

Heike Geißler: Rosa. Roman. 240 Seiten. DVA. Stuttgart 2002. € 19,90.