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Literarische Texte aus der Sommerfrische: Unter diesem Motto hat die Zeitschrift für Literatur "Am Erker" die Texte ihrer 59. Ausgabe zusammengestellt. Sommerfrische bedeutet hier, dass die wärmste der vier Jahreszeiten unterschiedlich von ausgewählten Autoren dargestellt wird. Marie T. Martin spricht zum Beispiel in ihrer Geschichte "Wann geht der Flieger?" von zerfließender Butter, ausgefallenen Klimaanlagen und der Sehnsucht nach leichtem Sommerregen. Diese steht im Kontrast zur Geschichte eines Paares, dessen Liebe zu Eis erstarrt scheint. Eine etwas andere Perspektive auf den Sommer bietet die Erzählung "Winterfreuden" von Thomas Glatz. Der Ich-Erzähler berichtet neben tropfendem Eis und dem schiffsblauem Badesee auch von der schweren "Lethargie eines heißen Sommertages". Denn er muss trotz Badewetter einen Text über den Winter schreiben. Und das fällt ihm sichtlich schwer.
Außer in Form von Geschichten wird das Thema Sommer auch in anderen Textgattungen sowie Bildern verarbeitet. Auffallend ist das kurze Gedicht "Sommerfrische" von Angelica Seithe: Mit Brombeersträuchern, Birnenwäldern und ungezähmten Pferden besingt sie den stillen, doch wilden Sommer.
Die große Auswahl an Lesestoff, vertreten sind auch Essays, Interviews, Lobgesänge und Kritteleien, garantiert, dass für jeden Geschmack etwas Passendes dabei ist. Hinzu kommt, dass durch die Kürze der Texte das Buch auch "zwischendurch" mal in die Hand genommen werden kann. (...) Das Buch enthält zudem einen von Joachim Feldmann formulierten Nachruf auf Jürgen P. Wallmann, der nicht nur für den "Erker" geschrieben hat, sondern lange Jahre Mitarbeiter der Westfälischen Nachrichten war.

Lydia Klehn, Ibbenbührener Volkszeitung, 29.8.2010
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Ist es nicht ein eigentümliches Gefühl, ganz alte Fotos zu betrachten? Menschen zu sehen, die im 19. Jahrhundert mit steinernen Mienen der langen Belichtungszeit trotzen? Was würde man oft darum geben, eine Zeitreise zu machen und die abgelichtete Szene live zu erleben. Genau diesen Wunsch erfüllt Fridolin Schley in seiner Kurzgeschichte "Niemandsland", einem der Höhepunkte in der aktuellen münsterschen Literaturzeitschrift Am Erker. Der Münchner Autor Schley schleicht sich im Jahr 1838 in die Wohnung des französischen Fotografie-Erfinders Louis Daguerre und beobachtet ihn bei der Aufnahme des ersten bedeutenden Fotos: einer Ansicht des Pariser Boulevard du Temple. (...) Wegen der langen Belichtungszeit ist auf dem Bild überhaupt niemand zu sehen. Nur ein Mann vorne an der Straßenecke, der sich gerade die Schuhe putzen ließ, hat zehn Minuten stillgehalten. Er gilt bis heute als erster fotografierter Mensch. Eine wunderbar philosophische, tiefgründige Geschichte.
"Verloren in der Hochkultur" heißt das Thema des neuen Erkers. Meisterwerke der Kunst strahlen in den Geschichten auf ganz unerwartete Art in den Alltag hinein. In Hinrich von Haarens "Vor der Schlacht" ist es das Gemälde "Jüngling vor weißem Vorhang" des italienischen Renaissance-Malers Lorenzo Lotto von 1508. Ein Museumswächter sitzt jeden Tag daneben und bewacht den Raum. Die stolze Schönheit des Jünglings, sein wissender Blick bewegen ihn tief. Mit meisterlicher Knappheit, eigentlich nur in Andeutungen erzählt der Autor, wie sich der Wächter aus seiner bedrückenden Ehe befreit und einen Mann findet, der dem Jüngling ähnelt – es ist ein Hundezüchter, dessen bissiger Pudel-Pitbull praktischerweise die gestrenge Gattin vertreibt. Ein aufwühlender, ganz in sich abgeschlossener Text, der den Leser dennoch neugierig auf "Hochkultur" macht (...). Am Ende ist man nicht mehr verloren in der Kultur, sondern wissend und angenehm bereichert. Ein sehr lesenswerter Erker.

Manuel Jennen, Münstersche Zeitung, 1.2.2011
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Auf literarische Außenseiter und freischwebende Intelligenzen ganz anderer Art verweist die aktuelle Ausgabe, die Nummer 60 der Literaturzeitschrift "Am Erker". Seit ihren Gründungsjahren favorisiert die im westfälischen Münster verlegte Zeitschrift einen Typus von Literatur, der einen ironischen Realismus mit einem ausgeprägten Sinn für Komik verbindet. In zwei großen Interviews werden im aktuellen Heft zwei Künstler vorgestellt, die sich mit einer Poetik des sarkastischen Realismus und mit viel satirischer Leichtigkeit gegen die konformistische "Hochkultur" stemmen: Zum einen der Romanautor und Satiriker Gerhard Henschel, zum andern der Zeichner und Satiriker Fritz Weigle alias F.W. Bernstein, der letzte lebende Vertreter der sogenannten "Neuen Frankfurter Schule" um Robert Gernhardt. "Herrschaften", so annonciert F.W. Bernstein auch eine Grundüberzeugung der "Am Erker"-Macher, "auch Komik ist Kunst." Und Gerhard Henschel benennt im Gespräch jene deutschsprachigen Autoren, die als Repräsentanten eines literarischen Gegen-Kanons gelten können: Ror Wolf, Max Goldt, Wiglaf Droste oder Thomas Kapielski. Es geht hier also um die Entfaltung einer literarischen Widerständigkeit, die sich einem geschmeidigen Kulturkonformismus verweigert. 

Michael Braun, Saarländischer Rundfunk, April 2011
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Grenzüberschreitung – diese Devise eines modernen Willkürtheaters, die im Grunde eine Maxime der historischen Avantgardebewegungen ist, hat die Münsteraner Literaturzeitschrift "Am Erker" in ihrer neuen Ausgabe näher inspiziert. (...) Ein großes Vergnügen bereitet Peter Bluts Text "Lilz – eine Verkraftung", eine geniale Thomas-Bernhard-Parodie mit endlosen Wiederholungsschleifen, die unter anderem von einer skurrilen Entschlackungskur des Erzählers mit Ingeborg Bachmann handelt.

Michael Braun, Saarländischer Rundfunk, Oktober 2011
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"Es macht den Reiz des neuen 'Am Erker'-Heftes aus, dass der fotografischen Unmittelbarkeits-Poetik Rolf Dieter Brinkmanns ein gänzlich anderes Dichtungs-Konzept entgegengehalten wird: Emanuel Maeß stellt die emphatische Stefan-George-Studie des jungen Dichters Christophe Fricker vor. Das psalmenhafte Sprechen Georges wird hier nicht ideologiekritisch verworfen, sondern als kühne Aneignung des Schönen legitimiert."

Michael Braun, Saarländischer Rundfunk, 15.2.2012
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"'Am Erker', die mittlerweile selbst in Ehren zur Tradition gewordene Literaturzeitschrift aus Münster, tritt mit der Vorgabe in die großen Fußabdrücke des seligen 'Castrvm Peregrini', und sie tut dies mit Verve und dem einen oder andern Augenzwinkern."

André Schinkel unter fixpoetry.com, 22.3.2012
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"Rosenverkäufer, Zigaretten-Promoter und Junggesellenabschiede jagen abendlich durch Münsters Kneipenszene. Vor 35 Jahren waren das noch die unermüdlichen Mitarbeiter von 'Am Erker'. In der Redaktions-WG am Dahlweg 64 schrieben sie erst ihre Texte und verkauften sie dann in Münsters Kneipen. Mittlerweile gehört 'Am Erker' zu den bundesweit renommiertesten Literaturzeitschriften. 1998 wurde sie mit dem Hermann-Hesse-Preis für deutschsprachige Zeitschriften ausgezeichnet.
Mit der aktuellen Ausgabe Nr. 63 feierte die Redaktion um Gründer Joachim Feldmann und Michael Kofort am Donnerstag in der Stadtbücherei im Aaseemarkt 35-jähriges Bestehen. Sie erinnerten sich an die ersten 20 Abonnenten und an die Geschäftseinlagen von 100 D-Mark pro Mitarbeiter. "Keiner von uns hat die bis heute wiedergesehen';, ulkte Feldmann. Rezensionsexemplare gab es von den Verlagen noch zuhauf. Die Bücher wurden im 'Erker' besprochen, danach in der Redaktion ersteigert. "Manchmal bekamen wir mehr Geld für ein Buch, als hinten drauf stand – der Ebay-Effekt';, erzählte Feldmann. Wenn pro Versteigerung um die 150 D-Mark eingenommen worden waren, war der Druck der nächsten Erker-Ausgabe gesichert. Früh arbeitete man mit einem PC, einem Amstrad Schneider. Viele Erfolgsautoren, wie Ralf Thenior und Burkhard Spinnen, beschritten ersten Pfade im 'Erker'. Schmerzhaft erinnert sich Feldmann daran, wie die 'Erker'-Redaktion die Texte des späteren Ingeborg-Bachmann-Preisträgers Georg Klein abgelehnt hatte. "Das Ablehnungsschreiben hängt eingerahmt im Büro".
Anja Schütte zitierte pointiert aus ihrer Magisterarbeit über 'Am Erker', die am Institut für Buchwissenschaft der Universität Mainz erschien. Die 'Erker'-Erfolgsformel aus Eigensinn und Unabhängigkeit schätzt sie sehr. Die Auswahl der richtigen Texte für jede monothematische Ausgabe des 'Erker' aus Hunderten von Einsendungen ist auch heute noch Hauptaufgabe der Redaktion.
Ins aktuelle Heft hat es auch die Düsseldorfer Autorin Gisela Trahms geschafft. Ihre Geschichte "Verschwinden'; las sie vor. In nüchterner Tristesse erzählt sie von der Sinnsuche eines älteren Mannes, den die Einsamkeit aufzufressen vermag. Er gräbt sich im Garten eine Grube. Ein bitteres, aber lebensnahes Werk über das Verlassensein im Alter, nicht ohne schwarzen Humor. So will der Todessehnsüchtige vorher noch das aktuelle Konzert der geliebten Philharmoniker auf keinen Fall verpassen. Trahms lieferte das Zitat des Abends: "Die Literaturzeitschrift 'Am Erker' ist einzigartig, weil die Macher einen sehr gut durch das Leben begleiten.';
Das wollen sie auch weiterhin so machen. Und das ist gut so.

Peter Sauer, Westfälische Nachrichten, 6.7.2012
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"Verrat und Intrige" klingt wie eine Seifenoper aus dem Königshaus. Aber königlich ist hier nur der altersdemente Vater in einem Text von Achim Stegmüller, der sich für König Ludwig II. von Bayern hält und im Sandkasten Schlösser baut. Ansonsten wird der Dolch hier in der Welt der 'kleinen Leute' gezückt, und das ist nicht weniger tragisch. Ein "Erker" als Spiegel einer kalten deprimierten Gesellschaft.

Manuel Jennen, Münstersche Zeitung, 23.1.2013

 

Dass gerade den jüngeren Schriftstellern hier eine Möglichkeit geboten wird, sich einem größeren Kreis mit ihren oft von ironischem Realismus geprägten Werken zu präsentieren, macht den Reiz dieses Literaturmagazins aus. Den Anfang machte der 1992 geborene Nikos Saul, der in diesem Jahr den vom Literaturbüro der Uni vergebenen Kurzgeschichtenpreis erhalten hat. Die mit süffisanter Sprache und hintergründigem Blick verfasste Geschichte "Inkasso'; sorgte für einen unterhaltsamen Einstieg, erschienen hier, in Anlehnung an das Märchen "Hans im Glück';, alltägliche Situationen doch in einem neuen Licht. Burkhard Spinnen kam gerade aus Klagenfurt und berichtete wortgewandt über die unsichere Situation des renommierten Ingeborg-Bachmann-Preises, in dessen Jury er Mitglied ist. Seiner mit humoristischen Anspielungen gewürzten Kurzgeschichte "Pechmarie'; lauschte man im Anschluss gern – wegen Spinnens versierten Umgangs mit der Sprache.

Axel Engels, Westfälische Nachrichten, 24.6.2013

 

Das Ergebnis ist eine wunderbare Ansammlung schicksalhafter Ereignisse. Die Formenvielfalt dieser Anthologie des Pechs reicht von Loriot-Humor in der Provinz über urbane Bukowski-Atmosphäre bis hin zum phantastischen Witz im Physiklabor. Am Erker versteht sich generell auf eine voraussetzungslose Literatur der kleinen Unstimmigkeiten, des Realismus mit kleinsten phantastischen Verschiebungen und des menschlichen Humors, sodass die Zeitschrift zum einen vollständig lesbar bleibt (eine Eigenschaft, die nicht bei jeder Literaturzeitschrift gegeben ist), andererseits aber auch eine literarische Vielfältigkeit beinhaltet, für die man sonst gefühlte 39 Romane lesen müsste. Literarische Extreme werden zugunsten von Geschichten aufgegeben, die, auf dem Boden der Tatsachen verankert, feine Störungen an die Leser herantragen, und damit eine reichhaltige, interessante, humoristische Landschaft ausbilden. (...) Für Leser ist also sowohl die Zeitschrift Am Erker als auch die dort vertretene Literatur ein wirklicher Glücksgriff, ein kleines Heft voller Vielfältigkeiten, das Autoren präsentiert, die weder zum Einheitsbrei noch zur extremen Richtung gehören, ohne dabei, wie gezeigt, harmlos zu sein. Das ist und hier ist: Glückliche Literatur.

Christian Bischopink, booknerds.de, seit 1.12.2013
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Die aktuelle Erker-Ausgabe vereint Geschichten, Gedichte, Karikaturen, Essays und Fotos - wie immer eine gelungene Mischung aus Skurrilität, Komik und großem Drama.

Sabine Müller, Münstersche Zeitung, 2.1.2014

 

Kurzgeschichten sind gewöhnlich nicht das, was auf dem Buchmarkt reißenden Absatz findet. Die Literaturzeitschrift 'Am Erker' pflegt diese Gattung jedoch liebevoll. Auch hier versammeln sich wieder illustre Geschichten, die Gefühle von Glück bis Schauer hervorrufen. Ergänzt werden sie um Gedichte von Jan Wagner, der auch schon Gast beim münsterschen Lyriktreffen war, ein Interview mit Schriftsteller Enno Stahl, eine Glosse namens 'Fischwickel' und Karikaturen. Diesmal sind sogar noch Fotos dabei – von Stefanie Grebe. Undeutliche Aufnahmen, die an Röntgen- oder Ultraschallbilder erinnern, auf denen sich aber beim näheren Hinsehen Körper oder Körperteile ausmachen lassen. Um rein Körperliches geht es zunächst auch in Markus Orths' 'Bitch und Kolja'. Hier findet sich ein herrlicher Nackt-Monolog über den FC Freiburg, verpackt in eine wunderschöne Liebesgeschichte, die sich dann anrührend über das Körperliche erhebt. Lesetipp!
Härterer Stoff verbirgt sich hinter Hannah Dübgens 'Schattenlider'. Eine Mutter sinniert über die Blindheit ihres Kindes: Wie bewältigen sie und ihr Mann den Schicksalsschlag, dass ihr Baby ohne Augäpfel zur Welt gekommen ist? Wie geht man mit eigenem und fremdem Mitleid um? Sabine Kalff thematisiert in 'Die Puppe' Gewalt in der Familie, Carola Weider blickt in 'Der Kuss' in die Psychiatrie. Der Schocker aber ist Robert Reimers 'Nach Hause': Durch die kindlich-lapidare Erzählweise schlittert der Leser ungeahnt in eine Katastrophe, die Leib und Seele erschüttert.

Sabine Müller, Münstersche Zeitung, 2.7.2014

 

Dieses Literaturmagazin ist in seinen Beiträgen angenehm vielfältig und -stimmig, das wirkt erfrischend und zeitgemäß (...) Man nimmt sich nicht zu ernst, das ist gut. Das ist gesund.

Sophie Weigand, Literatourismus.net, 30.3.2015
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Hervorgehoben (...) beginnt das Heft mit dem beklemmenden Text 'Die Fahrgäste' von Dirk Alt, der exzellent die Schrecken der Kindheit verlebendigt. Es folgt eine eher schwache Geschichte von Marcus Jensen, die sich nicht recht zwischen Science Fiction, Surrealem und Familienzank entscheidet, und ein eher journalistischer Bericht Frank Odenthals über die inneren Verwüstungen der als Soldaten missbrauchten Kinder Ugandas. Andreas Heckmann lässt wie Dirk Alt mit 'Neues aus Bad Nenndorf' dem Bedrohlich-Unheimlichen seine Ungeklärtheit und Unerklärlichkeit. Von Gerald Funk findet sich ein kluger Essay 'Vom Blutsaugen', in dem zurückgeblickt wird auf die Vampir-Literatur zwischen dem 'Erlkönig' und Bram Stoker (...) u.a. lesenswerte kurze Erzählungen von Katja Bohnet und Katharina Bendixen.

Rolf Stolz in RHEIN! (Neunkirchen-Seelscheid) Nr. 9, Mai 2015

 

Nun hat die aktuelle Nummer 70 der Literaturzeitschrift Am Erker ein faszinierendes Dossier zu dem eigensinnigen Landschaftsforscher und Skriptomanen Wense vorgelegt, zusammengestellt von den Literaturwissenschaftlern Reiner Niehoff und Valeska Bertoncini.

Michael Braun, Zeitschriftenlese, Poetenladen, 17. Februar 2016
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Katharina Donns kurze Wanderung durch Werke über die Kunst des Tagträumens ist ein Glücksfall. Eine solche Art von Text, halb Essay, halb lebendiges Narrativ, über einen Aspekt des Gewahr-Werdens, streifend und markierend, ziehe ich jederzeit einer breiten und minuziösen Literaturanalyse vor. (...) Mein unvernünftigstes Kompliment für Autorin Manuela Bibrach und den weichen statt kernigen Heinz, der sich durchs Fernsehen zappt und in einem allzu klaren, aber herrlich abrupten Text festsitzt. Es lebe die Miniatur! (...) Kenntnisgebend und gelungen: der Text über den Traumadvokat Hofmannsthal und den Traum als Symbol des über die Wirklichkeit hinausgehenden Wesens des Menschen. (...) Verblüffend, eine Mischung aus Sciene-Fiction und stilsicheren Traumlogik-Exzessen: 'Maschinentraum' von Kai Köhler ist die vielleicht beste Erzählung des Hefts. Hätte aber gern noch etwas länger sein können. Nun folgt die Bücherschau, fast 30 Seiten Besprechung von Neuerscheinungen und Leseerfahrungen, außerdem drei Kolumnen (eine davon auch über andere Literaturzeitschriften). Das macht ziemlich viel Spaß, wenn man eine Leseratte ist wie ich. Dieser Ausklang rundet dann auch den Eindruck, den ich von der Zeitschrift Am Erker gewinnen konnte, sehr gut ab. Mal abgesehen davon, dass Lyrik und Formexperimente anscheinend jenseits des Fokus liegen, hat diese Zeitschrift einiges zu bieten und versammelt – angefangen beim analytischen Essay, über viele Spielarten von Erzählung und Kurzprosa hinweg, bis zur Kolumne und Rezension – alles, was sich an Literatur gut und einfach konsumieren lässt. Das Neue und Innovative fehlt ein wenig (...). Ich persönlich habe vor allem die Fülle an Essay- und Kritikbeiträgen sehr genossen.

Timo Brandt, FixPoetry, Hamburg, 31.8.2016
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Doch es ist eine Qualität dieser Zeitschrift, dass sie immer ein paar Texte bereithält, die mich überraschen, die sich auf ungewöhnliche Art und Weise mit dem Thema befassen und neue narrative Potenziale erschließen. Allein deswegen werde ich Am Erker auch weiterhin lesen.

Timo Brandt, FixPoetry, Hamburg, 23.2.2017
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1. September 2017: Jan Drees interviewte Erker-Mitbegründer Joachim Feldmann im Deutschlandfunk. Das Gespräch gibt es online zu hören.

30. August 2017: Klaus Baumeister berichtete in den Westfälischen Nachrichten über "Vierzig Jahre" Am Erker.

 

Oftmals sind die engagiertesten Menschen auch die bescheidensten. Joachim Feldmann, im Hauptberuf eigentlich Berufsschullehrer und nur ehrenamtlich Herausgeber der Literaturzeitschrift 'Am Erker', ist so ein Mensch. Und so stellte er bei der Verleihung des diesjährigen Literaturtalers NRW im gut gefüllten Theatertreff Münster auch nicht seine eigene Person in den Mittelpunkt, sondern nutzte die Veranstaltung für das, wofür bereits seit 40 Jahren sein Herz schlägt: guten Autorinnen und Autoren eine Plattform zu bieten. Auch als Veranstalter bewies Feldmann dabei ein gutes Gespür für einen ausgewogenen Mix. Neben den Lesungen der Münsteraner Schriftsteller Burkhard Spinnen und Sabrina Janesch beeindruckte auch der für das musikalische Rahmenprogramm zuständige Gitarrist Ernie Rissmann. Die stimmige Mischung aus Lesungen, Gesprächen und Musik kam beim Publikum sehr gut an.

Heiner Remmert in LitForm 127 vom Westfälischen Literaturbüro über den 40. Geburtstag und die Verleihung des Literaturtalers NRW, Oktober 2017

 

Zentraler Bestandteil dieses 'Cyber-Erkers' [Heft 73] (...) ist ein Interview mit Norbert Stöbe, dem eine Kurzgeschichte des Autors vorausgeht. In 'Andrea/s' erzählt Stöbe von einer jungen Frau, die sich mittels eines illegalen Implantats die in einer Cloud gespeicherte Persönlichkeit ihres verstorbenen Großvaters einspielen lässt. Den Auftakt des Interviews, das vor allem Stöbes Roman-Oeuvre rekapituliert, bildet dann auch die Frage, wie die Weiterentwicklung der Menschheit von der ihrer künstlichen Pendants, Roboter und K.I., beeinflusst werden wird. Statt der üblichen Horror-Szenarien nimmt Stöbe die Perspektive friedlicher Ko-Evolution in den Blick und betont 'die positiven Potenziale der wissenschaftlich-technischen Entwicklung'. (…)  Rudolf Gier beschreibt in 'Neukonfiguration' den durch eine fehlgegangene E-Mail angestoßenen Tausch einer Durchschnittsexistenz gegen eine andere, Rolf Schönlau inszeniert in 'Der große Anruf' eine Totenbeschwörung mittels Smartphone, und Maike Braun treibt in 'Temporär offline' eine Diktatur der Apps auf die Spitze. In brisantere Gefilde, nämlich in die biotechnisch unterstützte Resozialisation von Sexualstraftätern, stößt Sabine Bruno in 'Die Auswilderung von Pädo 1' vor. Einen Treffer landet Peter Schwendele, dessen nur grob skizziertes dystopisches Adoptions-Szenario ('Gerettet') sozialkritische Akzente setzt, ohne in Sentimentalitäten zu verfallen.

Dirk Alt in Exodus 37 (Düren), Januar 2018

 

Heckmann, der sich als Nachtmensch begreift, hat für die von ihm verantwortete 74. Ausgabe von Am Erker auch zahlreiche Autoren im Münchner Nachtleben aufgespürt. (...) Zehn der Autoren stellte Heckmann in der Zeitschrift-Präsentation in der Favoritbar vor, wo vor allem der Romanist Tobias Roth mit seiner sehr lebendigen Vorstellung des 1429 geborenen italienischen Humanisten Giovanni Pontano samt einiger seiner Gedichte überzeugte (...) Ergänzt von Heckmanns eigenen Buchbesprechungen bringt Am Erker einmal mehr Licht ins Dunkel.

Dirk Wagner, Süddeutsche Zeitung, 16.1.2018
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Ein ganz außergewöhnliches Preis-Leistungsverhältnis hält die Literatur-Zeitschrift Am Erker vor (...) Geschichten, Essays, Rezensionen, Lobgesang & Krittelei, Cartoons von VerstAnd, Anzahl der Autorinnen und Autoren: über 40. (...) Schönster Titel: 'Aortenklappeninsuffizienz'. Es ist eine sehr schöne Ausgabe geworden. Lohnt sich.

Alf Mayer, CulturMag, 1.9.2019
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Auf den 144 Seiten der Zeitschrift finden sich haufenweise Geschichten, die erstaunlich unterhaltsam sind. Die manchmal dröge-literarischen Texte von hochstudierten Menschen, die man sonst in Literaturzeitschriften findet, werden eher an den Rand gedrängt; diesmal konnte ich mit den meisten Texten etwas anfangen. (...) Unter dem großartigen Titel 'Glutamin im Hirn, Dynamit im Blut' schreibt Alf Mayer über die Krimi-Serie 'Mister Dynamit', die ich als Jugendlicher zeitweise sehr gern gelesen habe. Für Science-Fiction-Fans gibt es unter dem Titel 'Aliens welcome!' eine schöne Übersicht zu dieser Literaturgattung – mit Autoren aus Westfalen, darunter Hartmut Kasper alias Wim Vandemaan. Richtig interessant war allerdings der Text der Autorin Sophie Andresky, die ihr Geld unter anderem damit verdient, dass sie Pornos schreibt. (...) Wer sich Titel ausdenkt wie 'Gesellschaftsgenderpolitische Metapher. Und Schleim.' kann sicher auch sonst gute Texte verfassen. Eine echt gelungene Ausgabe ist dieser 'Am Erker'. Die Quote an Texten, die mir gefallen hat, ist diesmal sehr hoch. Und der Preis von neun Euro, den ich sowieso immer für angemessen halte, passt hier hundertprozentig.

Klaus N. Frick in seinem Blog EnPunkt, 18. September 2019, über Am Erker Nr. 77
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Zum Indie Book Day 2020 hat Am-Erker-Autor Oliver Uschmann ein Video ins Netz gestellt, in dem er auch die Nr. 78 bespricht (ab 11:09): "Geschichten unter anderem von Kerstin Kempker, Isabell Hemmrich, Marion Gay und Sebastian Galyga (...), richtig gute Leute (...) das ist wirklich eine Zeitschrift für Literatur, die (...) auch die Verlage immer noch mehr oder minder heimlich lesen, um Talente zu entdecken".

[online auf YouTube seit dem 21.3.2020]

 

Wenn auch der SF-Anteil des 77. Erkers insgesamt etwas mager ist, fährt die Ausgabe doch eine breite Unterhaltungspalette auf, die bedenkenlos weiterempfohlen werden kann - zumindest Lesern, die nicht nur SF-affin sind, sondern auch andere Spielarten der Trivialliteratur schätzen.

Dirk Alt in Exodus Nr. 41 (Düren), August 2020

 

Solche Verfahren der ästhetischen Unterwanderung des eigenen Autor-Ichs wie auch aller Distinktions-Regeln eines Literaturbetriebs, der sich viel zu wichtig nimmt, finden wir seit vielen Jahren verlässlich in der im westfälischen Münster produzierten Zeitschrift Am Erker, die seit 1977 immer wieder kluge Konterbande liefert zu den literarischen Moden der jeweiligen Saison. Seit einiger Zeit werden dort die ketzerischsten Beiträge in der Rubrik 'Lobgesang & Krittelei' abgeliefert, und zwar von zwei Kolumnisten, die unter Pseudonym schreiben. Ein gewisser 'Fritz Müller-Zech', dem eine Passion für Modellflugzeuge angedichtet wird, verfasst dort lakonische wie erhellende Rezensionen. In jüngster Zeit profiliert sich 'Anne Smirescu' mit sprachkritischen Meisterstücken, die mit klugen Boshaftigkeiten die Platzhirsche des Literaturbetriebs auf Kleinformat schrumpfen lassen. Im aktuellen Heft 79 von Am Erker skizziert 'Anne Smirescu' (...) die Werkgeschichte des ebenso pseudonymen Autors 'Einzlkind', der 2010 in der Edition Tiamat sein Debüt publizierte und seither als eine Art Phantom in der Szene herumgeistert.

Michael Braun, Signaturen, 1. Januar 2021
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Schön fand ich "In der Fremde" von Norbert Stöbe. Der Verfasser ist mir als Autor und Übersetzer aus der Science-Fiction-Szene bekannt; seine knappe Kurzgeschichte erzählt von einem Touristen, der das Hotel verlässt und sich in einer fremdartigen Szenerie wiederfindet.
"Komm schon, beiß zu" von Anke Laufer trägt ebenfalls einen phantastischen Zug, ist ein wenig experimentiell und lässt bis zum Ende offen, aus wessen Sicht eigentlich wirklich erzählt wird. Bei diesem Text passen die Sprachbilder und der Inhalt sehr gut zusammen.
In lakonische Sätze wird in Manuela Rassaus' Geschichte "Nina" ein ganzes Leben gepackt. Der manchmal kalte Stil ist dem Inhalt absolut angepasst, das ist keine fröhliche Lektüre, und die Story wirkt im Lesenden sicher eine Weile nach.
Das sind nur drei der vielen Texte in diesem Buch. Dazu kommen einige Grafiken, einige Gedichte und viele Rezensionen - die mich teilweise zu einem Kauf bewegen könnten -, alles in allem ein gelungenes Sammelsurium. Die Ausgabe lohnt sich auf jeden Fall, und sie ist ein Beispiel dafür, warum ich'Am Erker nach all den Jahren immer noch so gern lese.

Klaus N. Frick, Blog Enpunkt, Juni 2021
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Die aktuelle Ausgabe ist dem Flm gewidmet. Auf ganz persönliche und emotionale Weise: Hier erinnern sich Autorinnen und Autoren mehrerer Generationen an Seherfahrungen, die sie geprägt haben. (...) Das Liebhaber-Spektrum reicht von Antonioni bis Tarantino, von Emma Peel bis zur Heimat; (...) die Texte sind eigenwillig, impressionistisch oder als Close Reading angelegt. Für Cineasten besonders vergnüglich ist der Band, weil er wie ein Quiz funktioniert: (...) Empfehlenswert auch das Interview mit dem Romancier Markus Orths: kompetente "Abschweifungen" über den Dialog im Film, Stan Laurel, Kubrick, Breaking Bad.

Sabine Horst, EPD-Film.de, 26.11.2021
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Unter der Redaktion von Marcus Jensen versammelt die Ausgabe Geschichten, Gedichte und Essays zum Thema Feuer. (...) Eine ähnlich große thematische und stilis­tische Amplitude wie die beiden Motti beschreiten die Texte des Bandes, u. a. von René Hamann, Frank Schmitter, Saskia Scheer, Alexander Nitsche, Volker Kaminski, Sebastian Galyga, Silke Andrea Schuemmer und Katharina Körting.
Eine überzeugende Galerie an Feuer-Varia­tionen, glücklicher­weise aber nicht zu aufdringlich, häufig spielt das Feuer zunächst nur eine subtile Rolle. Es beginnt mit einem Antonym, mit dem Gedicht "Frost" von Helmut Blepp. Da ist Eis, es ist kalt, der Atem gefriert, die Füße sind blau gefroren, doch dann tauen die trüben Blicke "im Kreis sitzend in die Flammen starrend". Ein gelungener Auftakt, hier ist alles drin über die Ambivalenz der Urgewalt, wenn es heißt: "über dieses flackernde Fanal hinweg das ebenso verlockend wie beängs­tigend".
Man möchte diese Ausgabe von Am Erker mit einem Notiz­zettel und einem Stift lesen, um all die schönen Feuer­wörter und Flammen­begriffe für kältere Zeiten zu sammeln: Feuer fangen, anzünden, Scheiter(n), kokeln, Streichholz­liebe, Aschefetzen, flammend, Flammen­blume, ofenfrisch, Asche­lauge, Rauch­zeichen. Da verbrennen verlassene Storchen­nester im Kamin, Menschen stecken Häuser an, eine Trennungs­mutter wehrt sich mit CO2 gegen ihre wider­borstige Familie, Blitze zucken durch Gedicht­zeilen, und auch die religiöse Dimension, das Osterfeuer, fehlt nicht - wenn auch mit Bratwurst und Bier in die Moderne übersetzt. Auch die Phantastik zieht ein, wenn eine Landschaft "wie ein Taschentuch" zusammengerafft wird zu einem Ballen und ein Streichholz drangehalten wird. Miguel Peromingos Essay "Von Götterzorn und brennenden Hotels" breitet auf vier Seiten klug und komprimiert die Feuer­symbolik in der Literatur aus, in all ihren Ambiva­lenzen. Feuer, so Peromingo, sei "ein echter Gamechanger", ein "Spender und Zerstörer von Leben". Und im Gedicht "Geister" schreibt Silke Andrea Schuemmer: "Das Abendrot verlangt nach einer Kerze / sie flackert scheiter­haufenschön" - und fängt damit die ideale Lese­situation dieser Zeit­schriften­ausgabe ein: Am offenen Feuer, am besten am Kamin, aber eine Lektüre im Kerzen­schein tut's auch.

Anne-Dore Krohn, literaturport.de, 22. Dezember 2022
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2000 Jahre ausgewählte Literaturgeschichte auf 115 Seiten. Andreas Verstappen alias VerstAnd hat’s in Fake Your Goethe – Die wahre Geschichte der Literatur auf sich genommen und gestemmt. Der Zeichner und Autor wirft einen sehr individuellen Blick aufs literarische Geschehen. Inmitten des Zentrums steht, sitzt und liegt (...) Annette von Droste-Hülshoff. (...) Dazwischen: Sarkastische Anmerkungen, Kneipenhumor, Monty Pythonesques und Witze aller Couleur. (...) Der Autor hat keine Angst vor platten Pointen und stürzt sich mit Wonne ins peinliche Vergnügen. Das sich auf die Lesenden überträgt, besonders, da bei diesen kleinen Derbheiten nicht Schluss ist, sondern immer auch Spitzfindiges, Kluges und Nachdenkenswertes vorkommt. (...) Begleitet wird der Text von Verstappens eigenen Bildern. Mal lässig, mit breitem Strich skizziert, mal fein ausgearbeitet ergibt das eine passende, ironisch kommentierende Begleitung. Besonders gelungen, wenn VerstAnd mit Collagen arbeitet und Fotomaterial einbaut. Dann paart sich gerne Münster-Romantik mit absurder Komik: (...) Wer Fack ju Göhte hinter sich lassen möchte, um zu neuen kulturellen Ufern aufzubrechen, an denen eine Veralberung der Eitelkeiten des Literatur- und Philosophiebetriebs mit Behagen gepflegt wird, ist bei Fake Your Goethe bestens aufgehoben. (...) Desgleichen ist das herzige Buch geeignet als Anreiz für einen literarischen Trip auf Droste-Hülshoffs Spuren ins und durchs Münsterland.

Jochen König, Booknerds.de, Januar 2023
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Annette von Droste-Hülshoff in einem "frechen" Cartoonband? Ja, tatsächlich! (...) Und wie wird uns die Dichterin präsentiert in einem solchen, comicartigen Format? Sie ist zunächst einmal Opfer eines Bildkünstlers, dessen Fantasie wild ins Kraut schießt. Er stellt dabei, ganz dem satirischen Format entsprechend, Verbindungen her, die selbst Lügenbaron Münchhausen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten. (...) Im Editorial wird uns verraten, dass sich VerstAnd bei solchen Geistesblitzen einer von ihm schon vor Jahrzehnten "entwickelten spekulativwissenschaftlichen Methode"; bediene, die 'heute unter der Bezeichnung "Alternative Fakten" allgemein akzeptiert und gebräuchlich'; sei. (...) Solche Enthüllungen mögen nicht jedermanns/jederfraus Sache sein, aber sollte man dem Cartoonisten seinen bodenlosen Übermut verübeln? (...) Solche Fantasiekonstrukte gehören nun einmal zum Ureigenen der Gattung Cartoon, sind das Salz in der Suppe einer literarischen Gattung, die nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel ist.

Walter Gödden, Westfalenspiegel, Februar 2023