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Presse 2006-2009
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Mit einem eindringlichen Appell haben sich gestern
die Produzenten der münsterschen Literaturzeitschrift Am
Erker an den Rat der Stadt gewandt. (...) "Ohne die 2000
Euro weiß ich nicht, wie es weitergehen soll", sagt
Mitbegründer Michael Kofort. Der Zuschuss mache ein Viertel
des Gesamtetats für Layout und Druck aus. Da die sechs Mitarbeiter
ohnehin ehrenamtlich tätig seien und die Autoren kein Honorar
erhielten, gebe es kein Sparpotenzial mehr. Das 51. Heft über
"Eltern" werde zurzeit vorbereitet, ob es erscheinen
könne, sei jedoch ungewiss.
Manuel Jennen, Münstersche Zeitung, 8.3.2006
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Ausgerechnet mit dem Erscheinen der 50. Ausgabe
droht dem 1998 mit dem renommierten Calwer Hermann-Hesse-Preis
als beste deutsche Literaturzeitschrift ausgezeichneten Münsteraner
Am Erker das Aus. Der Kulturausschuss der Stadt Münster
hat im Rahmen von Sparmaßnahmen beschlossen, dem Rat die
Streichung des jährlichen Zuschusses vorzuschlagen. Dabei
handele es sich um eine Summe von nur 2000 Euro, deren Wegfall
aber die Existenz der Zeitschrift stark gefährden würde.
"Für eine Stadt, die noch vor nicht allzu langer Zeit
'europäische Kulturhauptstadt' werden wollte, ist das wahrhaftig
kein Ruhmesblatt", sagte Joachim Feldmann, Mitgründer
und einer der Herausgeber der Zeitschrift. (...) Erst vor kurzem
erschien die 50. Ausgabe der Zeitschrift, die sich, beinahe prophetisch,
dem "Scheitern" in der Literatur widmet. Falls sich
Münsters Rat auf seiner Sitzung am 5. April nicht eines Besseren
besinnt, könnte für eine der profiliertesten deutschen
Literaturzeitschriften das letzte Stündlein geschlagen haben.
N.N., Westfälische Nachrichten, 8.3.2006
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1977 gegründet, fanden später namhafte
Schriftsteller im Erker erste Publikationsmöglichkeiten,
darunter Georg Klein und Burkhard Spinnen. Jetzt hat der Kulturausschuss
der Stadt Münster im Rahmen von Sparmaßnahmen vorgeschlagen,
den jährlichen Zuschuss für die Zeitschrift zu streichen.
Nach Darstellung der Zeitschrift geht es um 2000 Euro. Die 50.
Ausgabe der Zeitschrift befasst sich - man könnte von Ironie
sprechen - mit dem Scheitern in der Literatur.
N.N., Frankfurter Rundschau, 8.3.2006
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Am Erker, (...) zu einem angesehenen Forum
für Gegenwartsliteratur geworden und 1998 mit dem Hermann-Hesse-Preis
der Stadt Calw geadelt, ist in ihrer Existenz gefährdet.
Die 2500 Euro, mit denen die Stadt Münster sie seit vielen
Jahren alimentiert, sollen nicht, wie die Verwaltung vorschlug,
auf zweitausend Euro gekürzt, sondern ganz gestrichen werden.
(...) Gerade mal siebentausend Euro beträgt der Etat, tausend
Exemplare die Auflage, Honorare werden keine bezahlt, die sechs
festen Mitarbeiter sind engagierte Selbstausbeuter. Für Münster
geht es darum, was der Stadt, die den "Preis für Europäische
Poesie" vergibt, ihr literarisches Leben wert ist.
Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
16.3.2006
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Die komplette Streichung des städtischen
Zuschusses (...) schlägt hohe Wellen. 42 Protestschreiben
aus ganz Deutschland sind nach Auskunft der kulturpolitischen
Sprecherin der SPD-Fraktion, Beate Vilhjalmsson, inzwischen bei
der Stadt eingegangen. (...) Im Gegensatz zu anderen Literaturzeitschriften
sei Am Erker dem Herkunftsort Münster verbunden und
gelte als "die Literaturzeitschrift aus Münster",
so die SPD-Kulturexpertin. Für relativ wenig städtisches
Geld - 2000 Euro - mache die Zeitung im ganzen Land Image-Werbung
für Münster. Wie alle Publikationen dieser Art sei sie
trotz des ehremamtlichen Einsatzes der Produzenten ohne einen
Zuschuss nicht lebensfähig. "Hier verspielt die Stadt
ohne Not das Renommee einer Kulturstadt, auf das bei der Bewerbung
zur Kulturhauptstadt so viel Wert gelegt wurde", kritisiert
Vilhjalmsson, die kaum noch Hoffnung hat, dass die Ratsmehrheit
ihre Entscheidung revidiert.
N.N., Münstersche Zeitung, 4.4.2006 |
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Donnerstagabend, Studiobühne der Uni Münster.
Joachim Feldmann, ehrenamtlicher Redakteur bei der Literaturzeitschrift
Am Erker, stellt drei junge Schriftsteller vor, die sich
bis vor einem halben Jahr noch gar nicht kannten. Dann aber kam
das WN-Projekt "Elternalarm - Münsters Studierende bekommen
Besuch" und der in diesem Zusammenhang vom Erker und
der Uni Münster ausgelobte Kurzgeschichtenwettbewerb. Stefan
Tetzlaff sowie die 23-jährige Germanistin Ina Brauckhoff
und der 25-jährige Politikwissenschaftler Hendrik Steinkuhl
sind die Gewinner. Ihr Preis unter anderem: Der Abdruck ihrer
Siegergeschichten im neuen Erker-Heft unter dem Titel "Geschichten
von den Eltern". (...) Überhaupt haben alle drei Autoren
ein sehr positives Elternbild. Steinkuhl appelliert sogar an alle
Väter und Mütter: Beugt euch nicht dem Jugendwahn, biedert
euch nicht den Kindern an! Ein Satz, der einem Vertreter der 68-er
Generation nie über die Lippen käme.
Klaus Baumeister, Westfälische Nachrichten,
5.5.2006
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Münsters renommierte Literaturzeitschrift
Am Erker schöpft neue Hoffnung. Zwar hat die Stadt
ihren ohnehin bescheidenen Jahreszuschuss von 2000 Euro gestrichen.
Aber das Kulturamt will den Erker offenbar weiterhin unterstützen
- möglicherweise über Anzeigen oder mit Projektfördermitteln.
Das teilte Mitherausgeber Joachim Feldmann gestern mit. "Geschichten
von den Eltern" lautet der Titel der aktuellen, sehr lesenswerten
Ausgabe (Nr. 51, € 7,50). Schnell machen die Kurzgeschichten
klar: Das Schreckensbild von den autoritären, altmodischen
Eltern, die alles verbieten, ist passé. Reibungsflächen
zwischen Jung und Alt liegen heute an anderen Stellen.
Manuel Jennen, Münstersche Zeitung, 23.5.2006
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Geradezu liebevoll ist die Geschichte "Papa
was a Rolling Stone" von Daniel Klaus über einen Papa,
dessen Zwischenruf auf einem Live-Album der Rolling Stones verewigt
ist; in Steffen Royes "Nichts ist vorbereitet" löst
ein wiedergefundenes Foto, das die Mutter des Ich-Erzählers
in einer intimen Situation mit einem fremden Mann zeigt, eine
nicht mehr zu beseitigende Irritation aus; in "Geschichte
mit meinem Vater" von Ralf Junkerjürgen geht es im Schweinsgalopp
durch die Fernsehseriengeschichte. Die Geschichte von Matthias
Kehle "Diaabend" ist mehr als eine unterhaltsame Reminiszenz
an eine frühe erotische Obsession (das Objekt der Sehnsucht
ist ein unbekanntes Mädchen auf einem Diafoto), es wird auch
etwas spürbar von der Autonomie kindlicher Vorstellungskraft,
die sich den Eltern nicht mitteilen will und wohl auch nicht kann.
Es stehen viele bemerkenswerte Kurzgeschichten in diesem Band,
der einmal mehr beweist, dass an literarischen Talenten im deutschen
Sprachraum kein Mangel ist. Stellt sich nur die Frage, ob sich
auch genügend Publikum findet, das dies zu schätzen
weiß.
Peter Kohl, Klappe auf, Karlsruhe, Juni 2006
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"Wir haben selten so viele und vor allem
so viele gute Einsendungen gehabt." Für Joachim Feldmann
(...) ist das aktuelle Heft Nr. 51 ein Glücksgriff in harten
Zeiten. Denn just zu dem Zeitpunkt, als die Stadt Münster
den ohnehin knapp bemessenen Zuschuss in Höhe von jährlich
2000 Euro für die Zeitschrift gestrichen hat, präsentiert
das Erker-Team ein außergewöhnlich starkes Heft.
(...) Literarische "Abrechnungen" mit einem Übervater
wie bei Franz Kafka oder Hermann Hesse findet man nicht. Dafür
aber ausgesprochen feinfühlige und detaillierte Beschreibungen
über das Miteinander, mitunter aber auch Nebeneinander der
Generationen. Köstlich ist zum Beispiel die Schilderung des
Berliner Autors Daniel Klaus über einen (oder seinen?) Vater,
dem ein "ungewöhnliches One-Hit-Wunder" gelungen
ist. Bei einem Konzert der Rolling Stones rief er seinen Idolen
in einem Moment der Stille etwas zu - und just dieses Konzert
(mit Zwischenruf) wurde millionenfach als Live-LP verkauft. Wunderschön
auch die Kurzgeschichte "Nichts ist vorbereitet" des
Dresdners Steffen Roye. Der Ich-Erzähler verwaltet den Nachlass
seiner verstorbenen Eltern und findet dabei ein Foto, das einen
(ihm unbekannten) Mann zeigt, der seine Mutter liebevoll in den
Arm nimmt.(...) Das 136 Seiten starke Heft enthält auch drei
eindrucksvolle Kurzgeschichten der münsterischen Studenten
Stefan Tetzlaff, Ina Brauckhoff und Hendrik Steinkuhl. (...) Jüngst
gab es ein herzerfrischendes Wiedersehen mit dem Trio auf der
Studiobühne anlässlich einer Lesung. Fernab aller Klischees
diskutierten rund 50 Studierende mit den Autoren. Anschließend
meinte Joachim Feldmann (immerhin Jahrgang 1958): "Das baut
einen so richtig wieder auf."
Klaus Baumeister, Westfälische Nachrichten,
1.6.2006
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Der Blick auf vergilbte Fotos, die Erinnerung
an frühere TV-Serien und endlos lange Diavorführungen,
der Nachgeschmack einstiger Essgewohnheiten - sie rufen Episoden
aus der Kindheit im Schatten des Vaters, der Mutter wach. "Geschichten
von den Eltern" haben jüngere Autorinnen und Autoren
für die Zeitschrift Am Erker geschrieben und dem strapazierten
Thema bemerkenswerte Spielarten entlockt. Sandra Niermeyer rückt
eine Tochter ins Blickfeld, die problemlos mit zwei Vätern
aufwächst, jedoch mit ihrer männersüchtigen Mutter
nicht zurechtkommt. Boshaft, messerscharf ironisch deutet sie
die Rache an, nachdem Mama, frei von Gewissensbissen, sogar den
Freund der Tochter vernascht hat. Ein Vater namens Hermann ist
für den Sohn in Michael Esders' hintersinniger Geschichte
einfach der "Herrmann", eine übermächtige
Gestalt, die im Teutoburger Wald sogar ein Denkmal besitzt, wie
der Knabe annimmt. Erst allmählich rückt er aus dem
väterlichen Bannkreis weg und entdeckt die Lüge als
Bastion gegenüber dem "Herrmann-Blick". Den Ausschnitt
eines längeren Textes mit Reportagecharakter stellt der 1962
geborene Andreas Heckmann vor. Er spricht von der "verpassten
Moderne" seiner Eltern in ihrem "individuellen Käfig"
eines 1960 erbauten Vorstadthauses, während die in Polen
lebenden Schwiegereltern am politischen Aufbruch teilgenommen
und aktive Zeitgenossenschaft praktiziert haben.
Beatrice Eichmann-Leutenegger, Neue Zürcher
Zeitung, 17.6.2006
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Erst vor kurzem erschien die fünfzigste
Ausgabe von Am Erker zum Thema "Literarisches Scheitern"
und bot wie gewohnt eine Mischung von Gedichten und Erzählungen
neuer Stimmen und namhafter, oft junger und bereits seit längerem
zum Autorenstamm zählender Schriftsteller (Tanja Dückers,
Marcus Jensen, Markus Orths, David Wagner). Auch wenn Am Erker
äußerlich an das in Essen beheimatete exzellente Literaturmagazin
Schreibheft erinnert, fehlt Am Erker jede Form von
Elitismus, wofür schon die regelmäßig im Heft
abgedruckten, schülerzeitungshaften Cartoons von VerstAnd
(Andreas Verstappen) sorgen. Die respektlose Haltung setzt sich
im umfangreichen Rezensionsteil fort, der in der Regel ein Drittel
einer Ausgabe füllt. Die Bücherschau von Am Erker
kümmert sich wenig um Verlags- und Autorennamen, deckt ein
enormes Spektrum der deutschen Literaturproduktion ab und macht
Am Erker für viele Leser und Literaturschaffende unverzichtbar.
Marc Degens, Kultur & Gespenster Nr. 1,
Sommer 2006
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Am Erker war auch der Anlass für Markus
Orths' Münster-Visite am Montagabend, denn in dieser Woche
erscheint die 52. Ausgabe der traditionsreichen Zeitschrift für
Literatur mit dem Titel "Schnelles Geld". "Aufgrund
städtischer Sparmaßnahmen, von denen wir betroffen
waren, lag der Titel nah", erklärt Mitherausgeber Joachim
Feldmann. Doch die Erker-Zukunft ist vorerst gesichert. Joachim
Herbst hat die Zeitschrift unter die Vertriebs-Fittiche seines
Daedalus-Verlages genommen und der Deutsche Literaturfonds die
Arbeit von Feldmann und Kollegen als förderungswürdig
anerkannt. Markus Orths ist in "Schnelles Geld" mit
der Geschichte "Der schwarze Koffer" vertreten.
Frank Zimmermann, Westfälische Nachrichten,
22.11.2006
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Leider muss konstatiert werden, dass kaum ein
Beitrag so richtig spannend, literarisch berauschend, aufklärend
oder auch nur unterhaltend wäre. Fast alle sind literarisch
auf keinem besonders hohen Niveau. Manche sind solide erzählte
Stories, aber kaum einmal springt irgendein Funke über. Es
gibt, mit ganz wenigen Ausnahmen, keine Überraschungen, keine
besonders pfiffigen Schlüsse, keine psychologisch interessanten
Konstellationen. Und leider ist einiges literarisch sogar so misslungen,
derart schlecht geschrieben, dass man es nur aus reiner Pflichterfüllung
zu Ende gelesen hat: Viele, allzu viele Formulierungen sind so
steif, umständlich oder abgelutscht, dass es fast schon schmerzt
(...). Ganz selten einmal ist eine Geschichte dabei, die von vorne
bis hinten auch sprachlich stimmt, die nicht langweilig oder aufgesetzt
oder abgedroschen wirkt. Wie kommt das nur? Geben sich die Autoren
keine Mühe für Geschichten?
Georg Patzer (literaturkritik.de, 29. November
2006)
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Georg Klein, Burkhard Spinnen, Dieter M. Gräf
und viele andere erschienen zuerst hier. (...) Merkmal der Zeitschrift
ist vor allem die Vorliebe für kurze, lakonische, skurril
akzentuierte, den Alltag mikroskopierende Prosa. (...) In Am
Erker werden Autoren nicht mit Fotostrecken vorgestellt, und
wir erfahren auch nicht, welcher Autor einen Hund, eine Schildkröte,
einen gleichgeschlechtlichen Partner oder einen Zweitwohnsitz
in Italien hat. Dafür findet man gute Kurzprosa, ausführliche
Autoreninterviews, ein paar Comics und einen Rezensionsteil, in
dem der übliche salbungsvolle Feuilletontenor auf kluge und
witzige Weise konterkariert wird. Viele literarische Modebegriffe
und Hypes der vergangenen Jahre hat die Zeitschrift geflissentlich
ignoriert. (...) Natürlich wollen sich die Macher gegenüber
den vielen anderen Zeitschriftenprojekten abgrenzen: "Die
haben ein richtiges Büro, eine Sekretärin, ein Marketingkonzept
und eine ordentliche Förderung im Hintergrund", meint
Herausgeber Feldmann. "Die Hefte sehen oft wirklich toll
aus und haben ein super Design. Aber eigentlich mag ich das gar
nicht, wenn die Texte nur noch so in Bilder eingebaut werden."
(...) Immerhin ist Am Erker im Laufe dreier Jahrzehnte
ein seltener Spagat geglückt: immer professioneller zu werden,
ohne dabei in eintönige Langeweile zu geraten.
Tanja Dückers, taz, 29.11.2007
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Lässt sich freien Kopfes ein Jubiläum
feiern, wenn die Zukunft ungewiss ist? Joachim Feldmann bejaht
ohne zu zögern. Seine Zeitschrift Am Erker ist 30
Jahre alt geworden. (...) "Was ich am wenigsten gerne mache,
ist Geld akquirieren", sagt Feldmann. Was er lieber macht,
ist die Erker-Autoren in den Mittelpunkt zu stellen. Im
Erker publizierten Autoren, die später vielfach gefeiert
wurden. Dr. Burkhard Spinnen, einer der bekanntesten Schriftsteller
Münsters, veröffentlichte seine "Silberfische"
zuerst im Erker. (...) Der aktuelle Erker wirft
die Frage nach "Provinzliteratur" auf. Wenn Andreas
Heckmann, Schriftsteller aus München mit Wurzeln in Oldenburg,
den "Vogelbeerenentsafter" verliest, wissen Münsterländer
mit den Beschreibungen der ländlichen Gegenden wahrlich etwas
anzufangen. (...) "Selbstverständlich ist auch Goethes
Werther Provinzliteratur", sagte Dr. Gerald Funk in
seiner Laudatio. Die "Hippiematte", ließ die erkrankte
Tanja Dückers per Zeitungsartikel mitteilen, habe die Literaturzeitschrift
abgelegt. Vorbei die Zeiten, als Feldmann mit Gleichgesinnten
nächtens durch Bars zog, um den Erker anzupreisen.
Die Professionalität indes habe der durchweg exzellenten
Prosa nie geschadet.
Florian Schröder, Westfälische Nachrichten,
1.12.2007
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Für Burkhard Spinnen war es "der große
Aufbruch", als 1989 seine erste Kurzgeschichte in Münsters
Literaturzeitschrift Am Erker erschien. Kurz darauf folgten
erste Verlagskontakte. "Es führte kein Weg am Erker
vorbei", erinnert sich der Autor. Anfang dreißig war
Spinnen, als er in den Literaturbetrieb einstieg. Jetzt hat auch
der Erker drei Jahrzehnte auf dem Dach. Mitbegründer Joachim
Feldmann zeigt sich bei der Jubiläumsveranstaltung im Franz-Hitze-Haus
vom Erfolg des Blattes begeistert. "Wenn mir das einer vor
fünfzehn Jahren gesagt hätte", verriet Feldmann,
"hätte ich geantwortet: Du spinnst." (...) Tanja
Dückers war krankheitsbedingt zwar verhindert, aber Marcus
Jensen, Burkhard Spinnen und der langjährige Erker-Mitstreiter
Andreas Heckmann sind zur Geburtstagslesung gekommen, bei der
Jensens satirische Erinnerungen an die Bundeswehrzeit die Zuhörer
zum Lachen bringen. Spinnen zeigt sich von der Geschichte inspiriert
und fordert nicht weniger ironisch einen Demonstrationszug aller
ehemaligen Wehrdienstler quer durch Berlin. Mit der gleichen Leidenschaft
erzählt er dann vom Protagonisten seines aktuellen Romans
Mehrkampf. Dessen Affinität zum Tischfußball
wird in Spinnens Beschreibung spürbar, schiebt sich fast
schon leibhaftig vor die Augen des Zuhörers, als greife man
selbst zu den Stangen mit den Trikot-bekleideten Holzfiguren.
Ein fulminanter Abschluss einer großen Feier.
Heiko Ostendorf, Münstersche Zeitung, 1.12.2007
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Bis heute sind es solche phantastischen, skurril
verfremdungswilligen und mit bizarren Pointen hakenschlagenden
Kurzgeschichten, die das literarische Fundament von Am Erker
bilden. Diesmal, in Heft 54, hat man die "Provinz" zum
Themenschwerpunkt erhoben, jene Provinz, die, wie das Heinrich-Heine-Motto
im Eingang des Heftes andeutet, das eigentliche Kraftzentrum der
modernen Literatur darstellt. An Person und Werk des Schriftstellers
Henning Ahrens werden die unterschiedlichen Produktionsformen
von Schriftstellern in der Stadt und auf dem Land erörtert.
Henning Ahrens, der seit 2004 drei viel diskutierte Romane vorgelegt
hat, wird hier als ein ungeheuer arbeitswütiger und disziplinierter
Autor kenntlich, der in fieberhafter Produktivität an aufwändigen
Literaturübersetzungen arbeitet und zeitgleich seine opulenten
Romane schreibt. Herzstück des Erkers ist der stets
von ironischem Esprit sprühende Rezensionsteil, zu dessen
großen Stärken es gehört, dass Kompetenz und Respektlosigkeit
ein erfrischendes Bündnis eingehen. Der Literaturkritiker
Jürgen P. Wallmann hat, wie schon in den vorangegangenen
Heften, sein Archiv geöffnet und diesmal drei frühe
Briefe des Schriftstellers Thomas Bernhard ans Tageslicht befördert.
Jürgen P. Wallmann ist es auch, der in diesem Am-Erker-Heft
eine anrührende Reminiszenz an den heute schwerkranken Dichter
Walter Helmut Fritz vorlegt.
Michael Braun, Saarländischer Rundfunk,
12.12.2007
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Ganz aktuelle Stories aus dem Hinterland liefert
die Literaturzeitschrift "Am Erker". In der neuen Ausgabe
"Geschichten aus der Provinz" sind Gedichte, Kurzgeschichten
und Essays versammelt, und alles dreht sich natürlich um die
Provinz. So friedlich wie auf dem Cover der Zeitschrift, auf dem
eine Kirche und ein Stoppelfeld zu sehen sind, geht es in den Geschichten
jedoch nicht zu. In Martin Ebbertz' "Wie wir zweimal ein letztes
Bier tranken" nutzen der Erzähler und sein bester Kumpel
den Zeitunterschied zwischen Deutschland und Belgien aus (eine Stunde
wegen der Sommerzeit), um zweimal die letzte Runde in den Lokalen
von Halsig und Bofingen mitzumachen. Die beiden Jungs schütten
Unmengen von Bier und "Asbach-Cola" in sich hinein und
landen schließlich im Straßengraben, der zum Glück
nicht weit von der nächsten Kneipe entfernt ist, in der es
Nachschub an "Asbach-Cola" und Bier gibt. Die "Kleinstadt-Boheme"
von Thomas Frahm feiert im bulgarischen Varna eine so heftige Party,
dass von der frisch renovierten Wohnung der Eltern nicht mehr viel
übrig bleibt: "'Das Einzige, was heil geblieben ist, ist
eigentlich die Decke', sagte Borjana gegen Morgen." Leider
stimmt nicht mal das, denn als die Freundinnen nach oben schauen,
stellt Katja fest: "Jetzt sag nicht: Da sind Fußspuren
an der Decke." An dieser Stelle endet die Geschichte -
den Ärger mit den Eltern erspart uns die Erzählung. Ganz
so exzessiv geht es auf dem Land vielleicht nicht immer zu, zumindest
war es in Pritzwalk nicht immer so. Aber wer nach dem Lesen dieser
Geschichten immer noch denkt, Landeier seien langweilig, dem kann
einfach gar nicht mehr geholfen werden.
Magdalena Taube (www.du-machst.de, Anfang
2008)
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Münsters Erker stürzt ab. Nein, die
Literaturzeitschrift ist aktuell nicht von Schließung bedroht.
Sie hat sich aber das Thema "Höhenflieger und Bruchpiloten"
auf die Fahnen ihrer 56. Ausgabe geschrieben. Und das ist eine
ziemlich blutige Angelegenheit. Als Rezensent traut man sich allerdings
an das Heft kaum heran, denn gleich in der ersten Geschichte macht
uns Martin Ebbertz die verheerenden Folgen schlechter Kritik bewusst.
Ein aufstrebender Winzer stürzt sich von der Brücke,
weil sein Wein eine mittelmäßige Bewertung bekommen
hat. Was aber nur daran lag, dass der Hund des Kritikers gepupst
hatte und der Korkgeruch den Geschmack verdarb. Eine böse
Pointe, die in einem ziemlich weit hergeholten Szenario (ein Gespräch
im Flugzeug nach dem Tod des Winzers) aufgerollt wird. Geradliniger
geht Rolf Grimminger in seiner Geschichte "Artisten stürzen
fliegend" zu Werke. Er erzählt die Geschichte von Otto
Wittke, einem jungen Mann, der sich 1905 einem Zirkus anschließt,
ein zwiespältiges amouröses Abenteuer erlebt, im Ersten
Weltkrieg Flieger wird und auf eine Katastrophe zusteuert. Der
Autor packt hochbrisante Gefühle und Ereignisse in lange,
ruhige, lakonische Sätze - Tod und Schrecken kommen hier
mit frappierender Beiläufigkeit daher. Gerade das hält
den Leser bei der Stange. Scharf beobachtet sind viele der Gedichte
im neuen Erker. Ulrich Horstmann nähert sich dem Ende mit
sprachlicher Spitzfindigkeit: Warum denn immer in der Zeitung
stünde, jemand habe in Lebensgefahr "geschwebt",
obwohl sich der Betroffene doch "ans Leben krallt und klammert
mit Harpyienklauen". Marion Gay ist fasziniert von der Fliege,
die auf ihrem Papier und Bildschirm herumkrabbelt und kleine schwarze
Ausscheidungen hinterlässt - die "Saboteurin des Dichters
... setzt ihren Punkt noch vor dem ersten Satz". Die Fliegenklatsche
beendet das Gedicht. Und Thomas Steiner schildert im Telegrammstil,
wie sein Opa ihm einen ganz tollen Drachen gebaut hat, der dann
nicht geflogen ist. Die Abstürze des Erkers sind dicht an
der Realität.
Manuel Jennen, Münstersche Zeitung, 2.2.2009
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Effizient, bescheiden und immer auf der geistigen
Höhe der Zeit - so lässt sich auch das Erfolgsrezept
der langlebigsten Literaturzeitschriften beschreiben. (...) Nur
die wenigsten dieser Destillate idealistischen Herzbluts bestehen
jedoch länger als zehn Jahre. Auf Einladung des Germanisten
Rolf Grimminger erhielten nun einige der ältesten und verdientesten
"Maulwürfe" Gelegenheit, sich im Münchner
Literaturhaus zu präsentieren. (...) An lange Jahre mit dem
Plastikkarbonband in der Schreibmaschine erinnerte sich Joachim
Feldmann von der erquickend frechen Münsteraner Revue Am
Erker. "Wahrscheinlich wollten wir die Welt ändern",
meinte er im Rückblick auf öffentliche Redaktionssitzungen,
bei denen der Schwall subversiver Alltagslyrik nicht mehr enden
wollte. Nach wie vor führt Am Erker, mit dem Hermann-Hesse-Preis
ausgezeichnet, "begeisterte und gebrochene Enthusiasten des
Trotzdem zusammen", wie Stammautor Andreas Heckmann es ausdrückte.
Die Kolumne "Fischwickel", ein satirischer Rundumschlag
auf den Literaturbetrieb, verspricht jedes Mal einen Hochgenuss.
Die Literaturzeitschriften betreiben nicht nur Autorenförderung,
sie sind auch ein verlässliches Gegengift gegen Kommerz und
Beliebigkeit. Je mehr Leser das erkennen, desto besser gelingt
die Unterwanderung des Mainstream.
Katrin Hillgruber, Frankfurter Rundschau,
9.2.2009
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Die 57. Ausgabe der münsterschen
Zeitschrift für Literatur stellt "Fremde Länder,
fremde Sitten" vor. Das diesmal fast 200 Seiten dicke
Buch versammelt Erzählungen und Essays, Cartoons und
Gedichte, Interviews und Buchkritiken. Es ist genau das
Richtige für Urlaubsheimkehrer und Urlaubsvorbereiter.
So unterschiedlich die Geschichten auch sind, es eint sie
die gewohnt hohe Qualität. Zum Erker kann man immer
greifen. Die Redaktion sortiert versiert aus und hat ein
gutes Gespür gerade
für absonderliche, seltsame und fantastische Geschichten.
(...) Anna Serafin beschreibt, wie sich eine junge, studierte,
ausländische Vegetarierin in München Geld verdient, indem
sie bei einem Metzger unterschiedlich farbige Wurstscheiben
dekorativ zusammenlegt. Thomas Glatz' indischer Reisebericht
mit dem Titel "Arbeitselefanten haben Mittwochnachmittag
frei, aber das glaubt mir ohnehin kein Mensch" ist so amüsant,
dass man gerne mehr gelesen hätte.
Sabine Müller, Münstersche Zeitung,
26.8.2009
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