Am Erker 80

Alfons Huckebrink und Frank Lingnau: Literarisches Schreiben als Handwerk

 
Rezensionen

Alfons Huckebrink und Frank Lingnau: Literarisches Schreiben als Handwerk
 

Literarisches Schreiben als Handwerk
Peter Pfirschinger

Das Titelfoto zeigt eine alte Schreibmaschine. Daneben liegen vollgeschriebene zerknüllte Papierbögen. In Verbindung mit dem Titel Literarisches Schreiben als Handwerk drängt sich die Vermutung auf: Hier sitzt jemand, der oder die mehrere Versuche abbrechen oder verwerfen musste, um am Ende und im besten Fall ein akzeptables Ergebnis zu erreichen. Wer schreibt, nimmt ja bekanntlich das Risiko zu scheitern in Kauf.
Wird man beim Schreiben von der Muse geküsst, oder beruht erfolgreiches Schreiben auf Handwerk? Gewiss trifft beides zu, und ich schließe mich dem angeführten Lyriker Amir Or an, der meint: "Ich kann niemandem Talent schenken. Aber ich kann sagen, mit welchen Mitteln man Talent entwickeln kann." Noch einfacher erklärt Mark Twain die Dinge, auf die es ankommt: "Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen."
Die erforderlichen Techniken zeigen Alfons Huckebrink und Frank Lingnau in ihrem Lehrbuch Literarisches Schreiben als Handwerk. Dabei können die Verfasser auf ihre langjährigen Erfahrungen als Leiter von Schreibwerkstätten oder Schreibschulen zurückgreifen. Ferner sind beide selbst Autoren und ausgebildete Lehrer, bringen also beste Voraussetzungen mit, Aspekte wie "personales Erzählerverhalten", "die Kunst der Auslassung" oder "atmosphärische Dichte" kompetent und kompakt zu vermitteln. Weitere Kapitel sind "Schreiben nach Bildern", "Übungen zu Gattungen", "Themenreihen" und "die kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit dem Text". Auf jeweils zwei Seiten finden sich grundlegende Stichworte zu den jeweiligen Themen, Übungsvorschläge und didaktisch-methodische Hinweise. Außerdem gehört zu jeder Einheit ein Beispieltext aus der Weltliteratur oder Schreibwerkstattarbeit. Dass Lingnau und Huckebrink nicht nur aus professionellen Werken zitieren, sondern auch Beiträge von Amateuren verwenden, verdeutlicht, wie sehr sie von der Schreibwerkstattarbeit überzeugt sind. 
Die einzelnen Seiten des Buches im DIN-A4-Format eignen sich als Kopiervorlagen. Erste Zielgruppe sind Leiter von Schreibwerkstätten und Schulpädagogen. Erfreulicherweise sind auch eine Reihe von Lektionen für die Sekundarstufe I berücksichtigt worden. Man kann das Buch wie eine Lose-Blatt-Sammlung benutzen und sich für die jeweiligen Erfordernisse und Zielgruppen die passenden Lektionen zusammenstellen. Aber auch für Autodidakten eignet sich dieses, wie es im Vorwort heißt, "Handbuch für ambitioniertes Schreiben".

 

Alfons Huckebrink und Frank Lingnau: Literarisches Schreiben als Handwerk. Themen und Techniken für Schulen und Schreibwerkstätten. 148 Seiten. Daedalus. Münster 2020. € 22,00.