Roland van Oystern
Die TV-Serie Batman (USA 1966-68) samt des dazugehörigen Films Batman hält die Welt in Atem (USA 1966) ist, objektiv ausgesprochen und niedergeschrieben, das Beste, was jemals an Bewegtbild hergestellt wurde, und weil ich bei klarem Verstand bin, gucke ich sie schon ein Leben lang. In meiner Spätphase als Kindergartenkind (im dritten Jahr, und wie krass scheiße war das da jeden Tag) ist mir mittags einmal ein Brett auf den Kopf gefallen, und ich musste ins Krankenhaus zum Nähen. Der Doktor, nachdem er mich repariert hatte, brachte seine Rede auf Bettruhe, und ich war alarmiert. Vom Bett aus, schlafend, ließ sich schlecht Batman gucken. Batman aber und dazu sein Mündel Robin steckten seit der letzten Folge, einer Doppelfolge, in einer Torte aus Treibsand, und nicht zu erfahren, wie die beiden da wieder rauskommen, hätte mir das letzte bisschen Seelenheil zerbröselt, vielleicht für immer. Zu meinem Glück war der Doktor ein einsichtiger, ja weitsichtiger Mensch: Batman gucken ok, einfach danach ins Bett. Ungefähr fünf Jahre später, als Zehnjähriger, geschah etwas Merkwürdiges: Die Serie kam mir auf einmal absurd schrottig vor, und ich dachte, gibt's ja nicht, was die da für ein lächerliches Zeug produziert haben, mit einem Hai aus Plastik, der sich kein Stück bewegt, so was müssen erwachsene Filmproduzenten doch merken, oder wie ist so was möglich? Waren die übel daneben ... oder hab ich mich am Ende für dumm verkaufen lassen? Ich kam nicht recht darauf. Dann wurde die Serie eine Zeit lang nicht wiederholt. Ich war bereits 16 oder so, da lief wenigstens mal wieder der Film im Vormittagsprogramm des ZDF, und ich habe ihn bei meiner Oma mit dem Videorekorder aufgezeichnet und endlich, aufs Neue, die Schönheit dieser Reihe erkennen dürfen. Da waren hinter und vor den Kulissen Menschen am Werk, von vollendeter Genialität waren die, Wahnsinn. Was für ein lächerlicher Zehnjähriger war ich? Ich stand schwer in der Schuld dieser Serie. Nie wieder habe ich aufgehört, sie zu schauen, und auch nicht, sie meinen Freunden vorzuspielen. Einmal hatte ich sogar eine Freundin, der habe ich sie auch vorgespielt. "Das ist der beste Batman", flüsterte ich ihr ins Ohr, "der beste Batman", und war mir nicht sicher, ob ich's wirklich vollends unironisch meinte. Schließlich, die Interpretation von Tim Burton, die ist auch nicht übel ... und die jüngste Trilogie von Christopher Nolan ... aber im Jahr 2020, vermutlich auf dem Gipfel meiner Zurechnungsfähigkeit, habe ich alle Batman-Verfilmungen einer neuerlichen Prüfung unterzogen, auch die Miniserie von 1943, und jetzt weiß ich es mit Bestimmtheit. An den besten, den wirklich besten Batman kommt nichts ran. Noch in der Spätphase der Serie gibt's Momente von alles überstrahlendem Glanz: In einer Folge müssen Batman und Joker auf Surfboards gegeneinander antreten, in einem offiziellen Wettstreit, am Strand von Gotham City (ich nehme an, Gotham City), und jedenfalls verschwinden sie mit Badehosen in Umkleidekabinen, und ich sage noch zu meiner Frau (ich habe eine Frau): "Wie kommen die da wieder raus?", und dann kommen sie da wieder raus und haben alles an wie immer, nur die Badehosen drüber. Sensationell. Sprachlosigkeit bei mir und bei uns beiden. Tiefe Bewunderung für den, dem das eingefallen ist. Immer, wenn mich irgendwas sehr betrübt, denke ich an diese Szene. Das lindert meinen Schmerz. Wenn ich mir vorstelle, so alt zu werden wie Adam West (88) und die Serie 2072 im Bewusstsein zu schauen, dass wirklich niemand, der in irgendeiner Form an dieser Produktion beteiligt war, noch am Leben ist, denke ich an diese Szene. Noch hilft's. Und ich will nicht, dass das irgendwann aufhört. In Abständen sage ich zu meiner Frau: "Frau, lass uns eine von diesen Batmanfolgen schauen, das wird uns weiterhelfen, uns beiden!" Und noch jedes Mal ist sie umgehend einsichtig. |